Muss Wissen ge-managed werden?
Kann man Wissen durch managen vermehren oder verbessern?
Als ich in den späten 90ern des vorigen Jahrtausends das erste Mal mit dem Begriff „Wissensmanagement“ konfrontiert war, wurde dieser vor allem verwendet um Dinge zu beschreiben, die meiner bescheidenen Meinung nach eigentlich eher natives Informationsmanagement waren. Informations-Häppchen zu sammeln und abzulegen. Und natürlich effiziente Datamining-Tools zu haben, also die gesammelten und abgelegten Informationen auch wiederfinden zu können. Alles in allem auch eine ehrenwerte Aufgabe … aber kein echtes Wissensmanagement. Denn wie Peter Drucker einst formulierte „You can’t manage knowledge. Knowledge exists between two ears only„, also im Hirn und nie im System. Übrigens hat auch das Informationsmanagement bis heute immer noch nicht alle seine Ziele erreicht. Gut, es hat sich substantiell weiterentwickelt, es gibt heute bessere Tools als jemals zuvor und semantisches Tagging. Doch trotz allem technischen Fortschritt müssen wir alle uns immer noch Tag für Tag durch exponentiell wachsende Mengen an Informationen kämpfen.
Doch zurück zum Thema. Historisch gesehen wurde dann der Begriff „Wissensmanagement“ von zahlreichen Softwareanbietern okkupiert, missbraucht und Kunden solange damit überschwemmt, bis ihn keiner mehr hören konnte bzw. der Begriff endgültig nichtssagend geworden war. Sogar Fahrstuhlkontrollsystemen war Wissensmanagement zugeschrieben worden. Übrigens passiert etwas sehr ähnliches heute mit dem Begriff „Business Intelligence“, … oder haben Sie während der letzten Jahre einen BI-Software-abhängigen Anstieg an Intelligenz im Business beobachtet? Wenn überhaupt?! 😉 (aber das ist eine andere Geschichte, die später einmal im Blog erzählt werden soll)
Die meisten Wissensmanagement-Projekte scheiterten einfach weil (s.o.) Wissen naheliegenderweise eine Angelegenheit des menschlichen Gehirns ist und nicht von IT. Eigentlich ist das dermassen offensichtlich und selbstverständlich, dass es mir fast peinlich ist, dass nochmals betonen zu müssen. Um Missverständnisse zu vermeiden. Die IT bietet heute eine fantastische Bandbreite an Tools und Strukturen, die den Wissensaustausch, die Kommunikation und die Wissenskultur unterstützen und fördern können. Und ich erkenne das ausdrücklich an und nutze diese Tools dankbar. Aber man kann umgekehrt Wissensmanagement nicht einfach auf IT, auf Hardware und Software, reduzieren. Vor einiger Zeit war ich auf einer Veranstaltung mit einem Top-Manager, welcher die Frage nach der Wissensstrategie des Unternehmens beantwortete mit „in Kürze haben wir einen neuen CIO und dann wird es Verbesserungen geben“. Es war in Folge nicht wirklich überraschend, dass es in dem Bereich, für den dieser Manager die Verantwortung hatte, über Jahre hinweg keinerlei Fortschritt gab.
Kontrastprogramm: da war dieser junge Unternehmensgründer, der eine Wissensmanagement-Beratungsfirma gründete (nein, nicht ich!). Seine Strategie war es, in das Kundenunternehmen hineinzugehen mit einem Team aus einem IT Fachmann (für die Betrachtung der unterstützenden Hardware/Software), einem Betriebswirtschaftler (für die Betrachtung der Geschäftsprozesse und Kalkulationen) und … einem Psychologen, dessen Aufgabe es war, Defizite auf der zwischenmenschlichen Ebene, im internen Zusammenarbeiten und der damit zusammenhängenden Kommunikationskultur zu identifizieren. Weil Wissen eben auch eine Frage persönlichen Vorteils und von Macht ist. Leider war damals die Welt noch nicht bereit für dieses ganzheitliche Konzept.
Abschliessend bin ich mir ganz offen gesagt nicht sicher, ob ich überhaupt möchte, dass jemand mein oder anderer Wissen „managed“. Ich würde viel lieber Teil einer lebendigen Wissenskultur sein, die durch das Management unterstützt, geteilt und aktiv gefördert wird.
[…] Diese Grundtendenz zur Parallelwelt scheinen übrigens alle „Managements“ (Information Management, Knowledge Management, Innovation Management, …) zu haben. Vielleicht ist liegt im Namen ja sogar schon ein Teil des Problems (siehe auch „Wissen kann man nicht managen!„). […]
[…] Diese Grundtendenz zur Parallelwelt scheinen übrigens alle “Managements” (Information Management, Knowledge Management, Innovation Management, …) zu haben. Vielleicht ist liegt im Namen ja sogar schon ein Teil des Problems (siehe auch “Wissen kann man nicht managen!“). […]